Der 20. Tag

Am nächsten Morgen sieht die Welt gleich wieder anders aus. Dieses Satz unterschreibe ich heute früh genauso. Gestern war, wie schon angekündigt, viel los. Das Essen lief so nebenher, einfach weil ich es mir vorgenommen hatte, geplant habe mein Brötchen mitzunehmen und an der Arbeit zum Mittag zu essen. Arbeiten bis 13 Uhr, dann gleich in die Heimat. Dort angekommen gleich die erste Bewährungsprobe: Erdbeertorte, aber da hatte ich gar keinen Appetit drauf, deswegen nahm ich die „Light Variante“ – Quark mit Erdbeeren, Mandeln und etwas übrig gebliebenen Vanillepudding. Danach ging es mit meiner Mama in den Wald zur Geländespielvorbereitung. Die Spielstationen mussten aufgebaut werden. Gegen 17 Uhr dann schnell zu Hause Abendbrot, es stand zwar im Ziel noch Bratwurst an, aber die wollte ich nicht essen…. Dachte ich als ich dann gegen 22 Uhr den Duft roch, konnte ich mich mit etwas Salat nicht befriedigen, es wurde also erst etwas mehr Salat, um dann doch eine Bratwurst zu holen… Die Zeit direkt danach (halbe Stunde) konnte ich mich noch ablenken. Kinder – schaffen es jedes Mal mir ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern, geben Gummibärchen ab, die man komischerweise ohne Reue ist, weil man sie ja von ganzem Herzen geschenkt bekommt, kann man einfach nur bewundern für ihr Unbeschwertheit und Unbesorgtheit, mit der sie meist noch durchs Leben gehen. Dann hieß es Schlafenszeit: Alle Kinder ins Pfarrhaus und in die Schlafsäcke. Die Gedanken wurden jetzt nicht mehr von Kinderlächeln überlagert: Um 10! Bratwurst im Brötchen! Ich hatte doch schon alle meine Mahlzeiten abgehakt – wo soll ich die denn jetzt einordnen… Sie doch gegessen zu haben, verstieß gegen alle Pläne und Optionen, die ich mir so zurecht gelegt hatte, es passte einfach nicht. Hatte es nicht gewollt und doch hatte ich es getan. Würde heulen zu meinem Gefühlsbewältigungsrepertoire gehören, hätte ich vermutlich die ganze Nacht damit nicht aufgehört, so drückend war mein schlechtes schlechtes Gewissen, so mies das Gefühl des „einfach zu viel“, so nagend das Gefühl des Versagt – habens. Ich war wütend auf mich. Alles was ich hörte, was ich wahrnahm waren die Gedanken, Gefühle und Handlungsvorschläge von Doris Seite. Es fühlte sich so real an, es war so naheliegend nach der Bratwurst kotzen zu gehen – so selbstverständlich war der Gedanke… Doch ich tat es nicht. Ich lief gegen 11 Uhr auf Umwegen durch den Ort nach Hause – meine Aufgabe war erledigt, die Kinder lagen in ihren Schlafsäcken. Ich hatte abgelehnt mit dort zu schlafen, wollte einfach nicht, es gab ja noch die für die Veranstaltung verantwortlich sind. Ich lief und plante in Gedanken schon das zusammen was ich vor dem Kotzen noch essen wollen würde. Es mag komisch klingen, aber mir fiel kaum was ein was ich super gerne in mich hineinstopfen wollte. Vielleicht weil ich mir kaum was versage, wenn ich wirklich Appetit darauf habe? Und sei es nur ein kleines Stück. Zu Hause angekommen, ging ich meinem Unterbewusstsein folgend in mein Zimmer und legte mich auf mein Bett, Hände auf Brustkorb und Bauch und atmete einfach. Ich kann mich nicht erinnern, aber ich schlief wohl ein und wachte heute auf. Ja das 2. Abendbrot stört irgendwie noch ein wenig im Hinterkopf, aber ich bin auch glücklich jetzt sagen zu können: Gestern war der 20. kotzfreie Tag. Ich stand seit 21 Tagen nicht mehr auf der Waage, bin noch nicht geplatzt und finde auch immer eine die noch zu geht. Leider deprimiert es etwas auch solche zu haben, die ziemlich eng werden und auch als ich mein T-Shirt vom Kirmesverein eben zur Probe anzog, erschrak ich etwas, das ich es ausfüllte und es etwas spannt. Naja trotzdem sitze ich jetzt hier und frühstücke, und denke nach das doch eigentlich alles super läuft, ja verändert und besser, wenn man schaut wie ich vor 3 Wochen zu Himmelfahrt hauptsächlich nur überlebt habe, lebe ich jetzt. Wieso sollte ich wegen einem blöden T-Shirt meine gewonnene Lebensqualität wegwerfen? Gleich geht es wieder in meine Unistadt, wo ich mich mit einer Freundin treffe, bevor ich bis 20 Uhr arbeite und dann steht die erste Kirmes dieses Jahr an. Tanzen und Alkohol, viele tolle Leute, ja ich freue mich schon.

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